Die Tafel Göttingen e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, überschüssige und gespendete Nahrungsmittel an Bedürftige weiterzugeben.

Gründung

Die Tafel Göttingen e.V. wurde im November 1994 von engagierten Bürgerinnen und Bürgern gegründet. Anlass war, den hinlänglich bekannten Begriff der Überflussgesellschaft nicht mehr nur mit einem Achselzucken hinzunehmen, sondern konkret zu handeln, nämlich „Überfluss“ abzuschöpfen und umzuverteilen.
Vorbild war die „Berliner Tafel“.

In der Bundesrepublik existieren mittlerweile über 900 Tafeln, die zum Teil als eingetragener Verein organisiert sind oder sich in Trägerschaft befinden.

Das Angebot einer jeden Tafel ist abhängig von der Wirtschaftskraft einer Region und der damit verbundenen Spendenbereitschaft. So bieten manche Tafeln nur ein Mal pro Woche eine Lebensmittelausgabe an, andere – vor allem in Trägerschaft oder größeren Städten – gleich ein ganzes Paket an Hilfsangeboten.

Zielgruppe

Das Angebot der Tafel Göttingen e.V. kann jeder Mensch in Anspruch nehmen, der staatliche Transferleistungen erhält wie Arbeitslosengeld II (SGB II), Wohngeld (WoGG), Sozialhilfe (SGB XII), Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz oder dessen Einkommen nicht das 3-fache des Regelsatzes überschreitet (s. Kundeninformation).

Für die Ausstellung einer Kundenkarte benötigen wir einen Nachweis der Bedürftigkeit, z.B. die SozialCard der Stadt Göttingen, den Nachweis über Grundsicherung, den aktuellen Rentenbescheid, Bafög-Bescheid oder auch eine aktuelle Gehaltsabrechnung.

Jede Kundin/jeder Kunde erhält einen Ausweis, auf dem Haushaltsgröße, eine Nummer und zwei selbst gewählte Abholtage eingetragen werden. Die Angaben beziehen sich auf alle im Haushalt lebenden Personen und müssen durch Personalausweis, Familienstammbuch o.ä. nachgewiesen werden.

Jeder Haushalt wird namentlich mit der dazu gehörigen Kundennummer und den Geburtsjahrgängen aller im Haushalt lebenden Personen per EDV erfasst. Daten werden in keinem Fall weiter gegeben.
Dieses System verhindert weitgehend „Missbrauch“, mehrfache tägliche Abholung von Lebensmitteln ist nicht möglich, die Ware wird so gerecht wie möglich verteilt.
Gleichzeitig können Aussagen getroffen werden über Häufigkeit der Lebensmittelabholung, ausgegebene Portionen, Kundenzahlen, Altersstruktur usw. – ein für Öffentlichkeitsarbeit wichtiger Aspekt.

Gesellschaftlicher Zusammenhang

Der Armutsbegriff wird allgemein über das Einkommen definiert, wobei unterschieden wird zwischen relativer und absoluter Armut. Ein erweiterter Armutsbegriff beinhaltet auch immaterielle Aspekte und umfasst die gesamte Lebenslage eines Menschen.
In diesem Zusammenhang erscheint eine Einrichtung wie die Tafel Göttingen e.V. zunächst sinnvoll, bietet aber auch Anlass für grundsätzliche Diskussionen um kostenlose Abgabe von materiellen Gütern.

Es war und ist nicht Ziel des Vereins Armutsprobleme in der Stadt Göttingen zu lösen.
Vielmehr wird die Abgabe von Lebensmitteln als zusätzliches Angebot verstanden, damit Menschen in finanziellen Notsituationen nicht „am Essen sparen müssen“. Das oft sehr reichhaltige und nahrhafte Nahrungsangebot ermöglicht vielen, sich gesund zu ernähren. Mit dem so eingesparten Geld können darüber hinaus Anschaffungen in anderen Bereichen vorgenommen werden, , z.B. für einen Kinobesuch oder ein Buch.

Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass ca. 20 % der Lebensmittel vernichtet werden, also entweder gar nicht verkauft werden, weil sie den EG-Normen oder den Kundenwünschen nicht entsprechen oder „überschüssig“ sind.
Neben dem sozialen Ausgleich sind Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung wichtige Aspekte der Tafeln.

Arbeitsweise

Die Umsetzung der Idee basiert auf mehreren Säulen:

  • die Belieferung eines Mittagstisches mit warmen Mahlzeiten

Fünf Großküchen kochen werktags von Montag bis Freitag abwechselnd Eintopf, der zum Mittagstisch St. Michael gebracht wird.

  • die direkte Lebensmittelabgabe an Bedürftige an fünf Ausgabestellen
  • die Lebensmittelabgabe an soziale Einrichtungen
Spenden

Geldspenden
Sie unterstützen mit Ihrer Geldspende laufende Kosten wie Miete, Personal, Autos usw.
Wir freuen uns auch, wenn Sie eigene Aktionen initiieren und zu Spenden aufrufen.
Gern stellen wir Ihnen dafür Informationsmaterial zur Verfügung oder sind mit einem kleinen Stand anwesend.

Die Tafel Göttingen ist vom Finanzamt Göttingen als gemeinnützig und mildtätig anerkannt.
Sie können so Ihre Spende steuerlich geltend machen.
Wir stellen ihnen zeitnah eine Spendenbescheinigung aus. Dazu bitten wir Sie, Namen und Anschrift auf der Überweisung anzugeben oder sie uns gesondert mitzuteilen.
Wenn Sie uns regelmäßig unterstützen möchten, erhalten Sie am Jahresende eine Sammelbestätigung über Ihre Spenden.

Lebensmittelspenden
Es gibt einen festen Stamm von Bäckereien, Supermärkten, Warenhäusern, kleineren Lebensmittelgeschäften, Tankstellen usw., die regelmäßig Lebensmittel zur Verfügung stellen. Einige Unternehmen beliefern den Verein täglich, mit anderen ist ein Abrufsystem vereinbart. Hinzu kommen spontane Anrufe von Anbietern, die Ware übrig haben.

Sachspenden
Wir haben immer Bedarf an Sachspenden wie Büromaterial, Reinigungsmittel, Briefmarken, Tankfüllungen, vielleicht auch einmal einen Kinobesuch für unsere Ehrenamtlichen.
Kleidung und Gebrauchsgegenstände für „Tafelkunden“ nehmen wir nur in Ausnahmefällen an. Wir haben keine Lagermöglichkeiten für größere Mengen.
Bitte wenden Sie sich direkt an die entsprechenden Hilfseinrichtungen.

Vereinsstruktur

Der Verein besteht aus zwei Vorsitzenden, einem Schatzmeister und drei Beiratsmitgliedern.
Aktuell sind 112 Mitglieder und Fördermitglieder verzeichnet, von denen etwa 70 regelmäßig aktiv arbeiten.
Die Altersstruktur der Vereinsmitglieder reicht von 16 bis zu 75 Jahren. Es arbeiten Studenten, Hausfrauen, Rentner, Arbeitslose und Berufstätige miteinander. Gemeinsam ist allen, dass sie von der Grundidee des Vereins überzeugt sind. Regelmäßige Vorstandssitzungen, Mitgliederversammlungen und gemeinsame Aktivitäten dienen dazu, die Umsetzung der Vereinsaufgabe zu optimieren, sich auszutauschen und Mitglieder einzubeziehen.

Mitarbeit

Die Umsetzung der Vereinsaufgabe ist sehr komplex und personalintensiv. In der Hauptstelle arbeiten montags bis freitags täglich durchschnittlich zwölf Freiwillige, in jeder Außenstelle drei bis vier.
Aktuell haben wir einen jungen Mann, der im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes 30 Stunden pro Woche hauptsächlich im Fahrdienst tätig ist